Als im April 1986 das Kernkraftwerk in Tschernobyl hochging, war es für uns Kinder wegen der radioaktiven Wolke über Europa für längere Zeit nicht möglich nach draußen zu gehen. Zu dieser Zeit
hatte ich einen Kumpel, dessen Eltern bereits einen Computer besaßen. Da wir nun drinnen spielen mussten, durften wir auch für einige Zeit an diesen Computer. Ich weiß nicht mehr, was für ein
Rechner es war, vielleicht ein Atari. Es war das erste Mal, dass ich vor so einem Gerät saß. Wir spielten das Spiel "Space War", welches eines der ersten Computerspiele überhaupt war. Schon
damals war es 25 Jahre alt. Aus heutiger Sicht wirkt das Spiel natürlich unglaublich simpel, für mich war es damals extrem faszinierend.
Mein Vater (damals Lehrer) war Ende der 1980er Jahre überzeugt davon, dass der Computer irgendwann einmal ein wichtiges Arbeitsgerät werden würde. Aus diesem Grund bildete er sich im Rahmen von
schulinternen Lehrerfortbildungen zu diesem Gerät fort und setzte nach kurzer Zeit schon die von einem Freund und Kollegen programmierten Mathespiele im eigenen Unterricht ein. Auch bei uns zu
Hause stand bald ein Computer und mein Vater erlaubte es meinem Bruder und mir, diesen ebenfalls zu nutzen. Behutsam wollte er uns an dieses Medium heranführen. Er zeigte mir, wie man auf ein
Diskettenlaufwerk wechselt, wie man den Inhalt der Diskette erforscht und welche Dateiendungen diejenigen sind, die zu einer Startdatei gehören. Ausgestattet mit diesem Wissen fing ich an, alles
zu starten und auszuprobieren, was mein Vater an Software so mitbrachte.
Dass dabei nicht alles glatt ging, kann man sich vorstellen. Ich kannte anfangs die Tasten auf der Tastatur noch nicht und englische Befehle konnte ich im Grundschulalter auch noch nicht verstehen. Trotzdem waren es gerade die Fehler und Probleme die ich verursachte, die bei mir schnell zu ersten Lernerfolgen führten. Versuch macht klug ("trail and error") war die Devise. Recht schnell hatte ich alle wesentlichen Grundlagen drauf. Während in den Seminaren meines Vaters über das pädagogische Für und Wider von Computer(lern)programmen und -spielen debattiert wurde (Jahre später habe ich mir diese aus heutiger Sicht grotesk naiven Positionsblätter durchgelesen) lernte ich selbst zu Hause in der Praxis mit dem Gerät umzugehen. Schon bald war ich es, der meinem Vater zeigen konnte (und musste), wie man den PC bedient.
Dafür, dass ich mit dem PC bald eine Menge Schulaufgaben erledigte und z.B. für meine hübsch getippten Schulmappen gute Noten bekam, durfte ich auch weiterhin an dem Gerät spielen. Als unser
zweiter PC, ein 386er DX40, etwa 1992 in meinen Besitz überging und mein Vater sich einen neuen kaufte, nahm die Zeit die ich täglich am PC verbrachte noch einmal drastisch zu. Jedenfalls nach
damaligen Maßstäben. Es war nicht so, dass ich nur spielte: Auch weiterhin probierte ich alles Mögliche aus, programmierte auch schon mal kleine Sachen, versuchte das System zu optimieren und
englischsprachige Programme zu verstehen. Es war selbstgesteuertes Lernen gepaart mit jugendlicher Neugier.
Mit der Zeit lernte ich auch die Hardware kennen, nachdem ich meinen alten 386er erst mit einer Soundkarte, dann mit einem CD-Laufwerk und schließlich mit damals wahnwitzigen 8MB RAM aufrüstete.
Ab 1994 besuchte ich regelmäßig die Computermesse CeBit in Hannover und war dabei nicht nur von den Dingen fasziniert, die man dort sehen konnte, sondern auch von der Atmosphäre, die auf so einer
Messe herrscht. Damals spürte man eine gewisse Aufbruchstimmung und man sah Alt und Jung, Profi und Laie (heute würde man "Noob" sagen) auf der Messe herumlaufen. Und es war dort richtig voll!
Das, was unter den Geräten bzw. Erfindungen im einen Jahr noch die ganz große Innovation war, war meistens ein Jahr später schon wieder völlig überholt oder vergessen. Auf der CeBit habe ich zum
ersten Mal ein ZIP-Drive gesehen, einen Flachbildschirm, ein Touchscreen-Tablet oder eine Drohne. Jedesmal war es ein "Boah-Geil-Gefühl". Das Internet geschweige denn Internetseiten, die einem
heutzutage alle News frühzeitig frei Haus liefern, gab es für den Privatkunden noch nicht.
1996 kaufte ich mir von meinem Konfirmationsgeld einen neuen, im Vergleich zu meinem 386er richtig schnellen Computer (Cyrix 6x86 P166+ mit einer Matrox Millenium!). Ich erinnere mich, wie mich
das Zusammenstellen des Geräts wochenlang beschäftigte (auch heute ist das noch so, wenn ich einen neuen PC zusammenstelle). Nun war ich bereit für das neue Windows 95 Zeitalter, welches damals
tatsächlich eine Art Epochenwechsel darstellte. Die Medien(sozialisations)forschung geht davon aus, dass die Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse (in diesem Fall die medienbezogenen) einen
jungen Menschen für den Rest seines Lebens prägen, man später also alles daran misst, was man in diesen jungen Jahren gelernt hat. Tatsächlich stelle ich den "Look" meiner Windows-Oberfläche noch
heute so ein, dass er wie meine Windows 95 Oberfläche aus dem Jahr 1996 aussieht. Ergo tat bzw. tue ich mich mit späteren Innovationen wie dem Laptop, modernen Spielekonsolen, neuen
Windows-Versionen oder dem Smartphone extrem schwer. Alles, was keinen großen Monitor hat und nicht mit Tastatur und Maus gesteuert werden kann, nutze/kaufe ich mir erst mal nicht. Mein erstes
Handy hatte ich erst 2006 (mit 26 Jahren!). Ein Smartphone habe ich bis heute (2022) nicht. Aber das ist eine andere Geschichte.
Anfang 1997 war ich Teil der Internet-AG meiner Schule, die beim Tag der offenen Tür den brandneuen schuleigenen Internetzugang vorstellen durfte. Heute glaubt kein Jugendlicher mehr, dass es bis
dahin kein Internet gegeben hat, bzw. fragt sich wahrscheinlich, wie man ohne dieses überleben konnte. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, aber mein Entdeckerdrang war wieder
entfacht. Gut, zu dem Zeitpunkt waren Computer schon sehr verbreitet und es ging im Prinzip allen so. Aber nicht jeder hatte Zugang zum Netz, denn dieser war damals doch recht teuer. Als mein
Vater im Herbst 1997 einen Internetvertrag abschloss und wir mit ISDN-Geschwindigkeit gar nicht mal den langsamsten Zugang hatten, richtete ich mir als erstes eine eigene E-Mail Adresse ein und
lernte, wie man sich eine eigene Homepage baut. Aus heutiger Perspektive sahen viele Internetseiten damals ziemlich chaotisch und bescheuert aus, meine Seite damals wahrscheinlich auch. Aber es
war nun mal Neuland. Auch noch für viele Firmen und Entwickler.
Um die Jahrtausendwende platzte der erste große Hype um das Internet, viele Anbieter gingen bankrott und verschwanden. Es entwickelte sich nun langsam das so genannte Web 2.0, welches im Prinzip
noch heute in verschiedensten Ausprägungen existiert. Kurz gesagt stellen viele Anbieter seit damals nur noch den Rahmen eines Internetangebots zur Verfügung, für den Inhalt ist nun der Nutzer
selber verantwortlich. Und dieser Inhalt wird seitdem tatsächlich massenhaft produziert! Etwa zur gleichen Zeit kamen die Digitalkameras und Webcams auf, etwas später die digitalen Videokameras
und -rekorder. Erste Plattformen wie myspace oder webshots existieren heute nicht mehr oder wenn dann in anderer Form. Durchgesetzt haben sich (vorerst) die großen Dienste, die ich hier nicht
nennen muss, weil sie eh jeder kennt. Das Internet ist ein Ort geworden, an dem einem jede Frage beantwortet wird, sofern man weiß, wo man suchen muss. Es ist aber auch eine große Müllhalde,
voller Daten, die nie jemand sehen wird und die auch kein Mensch braucht. Und schließlich ist es ein Ort der Selbstdarstellung geworden. Mit meinem facebook- und meinem youtube-Account und auch
mit dieser Seite bin ich im Prinzip voll dabei.
Jahrelang habe ich auch viel an Computern herumgebastelt, habe Hardwarekomponenten gesammelt, für Freunde, Bekannte und Kollegen meiner Eltern Computer konzipiert, gebaut oder aufgerüstet. Schon
mit 14 Jahren habe ich in meinem Umfeld (nicht selten Lehrern!) Nachhilfe in Sachen Computer gegeben und tue dies bis heute - im Endeffekt ist es Teil meines Berufes geworden. Wenn ich ein Hobby
habe, dann muss man wohl sagen ist es der Computer. Auch wenn ich von den modernsten Technologien oder zumindest von den neusten Trends derzeit wenig Ahnung habe, weil ich sie anders als die
Jugend nicht nutze und bezüglich so mancher Entwicklung eine große (auch pädagogische) Skepsis besitze, bin ich überzeugt, einen ziemlich umfassenden Blick auf das digitale Zeitalter zu haben.
Dies deshalb, weil ich die Vor-Computer- und Vor-Internetzeit noch kenne, weil ich die Entwicklung der letzten 30 Jahre miterlebt habe, und weil ich mich nicht zuletzt im Studium kritisch mit den
Auswirkungen der Computer-, Internet und Spielenutzung auseinander gesetzt habe - durchaus auch in der Selbstreflexion. Obwohl oder vielleicht gerade weil ich ein intensiver Doom-, Half-Life- und
Counterstrike-Zocker war und u.a. LAN-Partys in Schulen organisiert habe, hatte ich nach dem Amoklauf von Erfurt 2002 das Gefühl, mehr zu den Auswirkungen von Ballerspielen auf das Verhalten von
Jugendlichen sagen zu können, als so mancher Wissenschaftler. Ich erinnere mich daran, wie einige Studenten den (oft schon älteren) Professoren in der Mediathek des Erziehungswissenschaftlichen
Fachbereichs in Münster Spiele wie "Counterstrike" oder "Soldier of fortune" zeigten, damit diese (die z.T. nie zuvor am PC gesessen zu haben schienen) sich ein Bild machen und daraufhin ihre
wissenschaftlichen Abhandlungen schreiben konnten. Manche Wissenschaftler saßen nur wenige Minuten vor so einem Spiel und waren umgehend davon überzeugt, dass nur diese Spiele ausschlaggebend für
jeglichen aktuellen und zukünftigen Amoklauf sein konnten. Einer verließ sogar empört den Raum als er erfuhr, dass auch die Studenten vor Ort (teilweise langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter)
diese Games spielten. Dies machte mich doch sehr nachdenklich was die Wissenschaftlichkeit der damaligen Debatte anging! Ähnlich erging es einem auch im Jahr 2015, als Angela Merkel die
Eröffnungsrede auf der CeBit hielt und ihre Unkenntnis der Computerwelt, der immensen Bedeutung von "Big Data" für die Wirtschaft und die Innovationsfähigkeit eines Landes sowie der bereits
bestehenden Auswirkungen der digitalen Welt auf das Leben der Menschen sich in jedem ihrer Sätze manifestierte.
Ich für meinen Teil spiele zwar noch immer am PC, aber sehr viel seltener als früher. Auch wenn über die Jahre sehr viel blutigere und gewaltverherrlichendere Spiele als das damals so beschimpfte
Counterstrike dabei waren, bin ich stets ein friedliebender Mensch geblieben, der Konflikte entweder komplett vermeidet oder diese mit Worten zu lösen versucht. Ballerspiele waren für mich noch
nicht mal zum Abreagieren geeignet. Das spätere Schießen mit richtigen Waffen während meiner Wehrdienstzeit hat mir ja auch keinen "Kick" verliehen. Es sind sowieso eher epische Rollenspiele
(keine MMOGs!), die mich schon immer fasziniert haben. Die meiste Zeit am PC allerdings "erforsche" ich das Internet und nutze dieses weiterhin zum informellen wie selbstgesteuerten Lernen. Wie
ich das mache und was es mir bringt werde ich in einem anderen "Blog" niederschreiben.
Vor einigen Jahren habe ich alle Spiele zusammengetragen, die ich in all den Jahren gespielt oder zumindest für einige Zeit ausprobiert habe. Auf facebook habe ich diese in zwei Galerien
zusammengestellt. Da ich die beiden Alben auf öffentlich gestellt habe, müsste man sie auch als Externer öffnen können: Computerspiele (1) und Computerspiele (2). Für die
Eingeweihten möchte ich nun noch auflisten, welche Spiele es mir über die Jahre besonders angetan haben und wie meine aktuelle Hardwarekonfiguration aussieht. Aus irgendeinem Grund gehört das
heutzutage dazu. An alle jüngeren Besucher: Bitte nicht lachen was die Hardware betrifft! Der Rechner reicht für meine Zwecke.
Meine Lieblingsspiele seit 1990:
Das beste Spiel: The Witcher 3 - Wild Hunt
Das Spiel, das ich beim Zocken am meisten gefeiert habe: Gothic
Das Spiel, das ich am längsten spiele (ohne Unterbrechung): Gothic II (inkl. Mods)
Mein 2014 selbst zusammengestellter und -gebauter PC:
Ende 2020 habe ich ein wenig aufgerüstet: